Die (vergebliche?) Suche nach dem Bewusstsein

Ein Bericht von der Konferenz The Science of Consciousness in Taormina – 22. bis 27. Mai 2023

Eine bekannte Geschichte des muslimischen Weisen Nasreddin Hodscha berichtet, dass Nasreddin nachts unter einer Lampe steht und verzweifelt nach etwas sucht. Ein Passant fragt ihn: „Nasreddin, was suchst du?“ Nasreddin antwortet: „Ich suche meine Hausschlüssel.“ „Hast du sie hier verloren?“ „Bestimmt nicht, aber ich suche hier, weil hier das Licht ist.“

Das ist ein häufiges Phänomen: Wir suchen etwas nicht dort, wo es mit großer Wahrscheinlichkeit zu finden ist, sondern dort, wo es am bequemsten zu suchen ist. Etwas Ähnliches, so scheint mir, geschah und geschieht auf den Konferenzen über das Bewusstsein, „The Science of Consciousness“ (TSC). Die jüngste dieser Konferenzen fand vom 22. bis 27. Mai 2023 in Taormina, Sizilien, statt (das vollständige Programm und das Buch mit den Kurzfassungen finden Sie unter https://tsc2023-taormina.it/), und ich hatte das Privileg, im Namen des Scientific and Medical Networks an dieser Konferenz in einer wunderschönen Umgebung teilzunehmen.

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Neu und alt – eine Reise nach Litauen…

…zu einem Workshop des Next Society Instituts und einige Gedanken zu neuen und alten Religionen

Das Next Society Institute

Ich war gerade für einige Tage in Litauen, in der Hauptstadt Vilnius, zu einem Treffen des Next Society Instituts an der Kazimieras Simonavičius Universität, dem ich seit einem halben Jahr angehöre. Das ist ein Think-Tank einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern, die neue Konzepte für verschiedene Bereiche der Gesellschaft entwickeln (Abb. 1-4). Wir planen eine Serie von jährlichen Konferenzen mit konstruktiven Modellen für die Zukunft.

Abbildung 1 – NSI-Mitglieder Lars Clausen, Augusto Sales und Miguel Pérez-Valls beim Zuhören; Skizzen Franz Hoegl

Im Gegensatz zum momentanen Trend, der alles in das Prokrustesbett einer einzigen wahren Perspektive zwängt und einer Wahrheit unterordnet, gehen wir davon aus, dass es viele Alternativen, viele Äußerungsmöglichkeiten von Kultur, Menschsein, Gesellschaft gibt, und damit auch verschiedene Zukunftsentwürfe, „Futures“ auf Englisch, also Plural, und nicht nur die totalitäre eine Zukunft, eine Wahrheit, eine Gesundheit, eine Politikform, eine Religion, eine irgendwas. Die konzeptuelle Basis ist die Theorie sozialer Systeme von Niklas Luhmann [1].

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Denken, Political Correctness, und Nachdenken über Denken

Die Ureinwohner der Prärien Nordamerikas haben sich ursprünglich von Großwild und Büffel ernährt. Sie jagten zu Fuß, bevor das Pferd um 1500 durch die Spanier nach Amerika kam [1, 2]. Sie machten sich dabei eine Eigenschaft der Büffel zunutze: Büffel sind Herdentiere. Sie folgen dem Leittier. Wenn das einmal losläuft, rennen alle hinterher. Die Indianer, „First Nations“, hatten spezielle Plätze, wo die Prärie plötzlich über eine Klippe abbricht. Dort bauten sie zaunartige Hindernisse auf, die wie ein Trichter von der Prärie aus auf die Klippe zuliefen. Dann versetzten sie die Büffel in Panik und trieben sie auf die Hindernisse zu. Dem Leittier stürmten alle hintendrein. Das rannte los, konnte nicht mehr rechtzeitig stehenbleiben und stürzte über die Klippe, und alle stürzten hinterher ins Verderben. Unten warteten die Jäger und konnten das Fleisch der zu Tode gestürzten Büffel zerlegen, und fertig war die Jagd. Als die Indianer Pferde hatten, wendeten sie das gleiche Prinzip an, ohne Zäune, dafür mit Pferden. In Montana gibt es einen Naturpark namens „Buffalo Jump“, an dem man viele archäologische Überreste dieser Jagdtechnik fand.

Buffalo Jump: aus Alchetron, the Free Social Encyclopedia

Das was sonst für die Büffel sehr praktisch war – sie verließen sich auf die Erfahrung der Leittiere und auf die Signale der Wächter – wurde ihnen nun zum Verhängnis.

Political Correctness

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