Der lange Schatten von Treblinka

Treblinka

Vor zwei Wochen war ich in Nordostpolen auf einer kleinen Konferenz eingeladen, in Łomża, einer Stadt etwa 150 km nordöstlich von Warschau. Eine kleine Gruppe von Linguisten, die den Zusammenhang zwischen Sprache, Umwelt und Natur untersuchen, haben mich zu einem Vortrag über ein holistisches Paradigma in der Wissenschaft eingeladen. Ich nützte die Zeit und nahm mir zwei freie Tage. Einen davon verwendete ich darauf, um nach Treblinka zu fahren. Das ist jener Ort in Nordostpolen, an dem sich eines der drei großen Vernichtungslager der Nazis befand, das am weitesten östlich und nördlich gelegene. Treblinka ist nur etwa 80 km südlich von Łomża. Und so fuhr ich also nach Treblinka.

Treblinka ist gut versteckt und schlecht ausgeschildert. Zunächst kommt man an einen Bahnhof bzw. an die Gedenkstätte des Bahnhofs.

Abbildung 1 – Gedenkstätte Bahnstation Treblinka

Man sieht im Hintergrund des Bildes die stilisierten Bahnschwellen. Sie symbolisieren das Gleis, das einmal hier durchkam. Alles ist nämlich verschwunden. Dem Erdboden gleichgemacht. Ausradiert aus dem materiellen Gedächtnis der Natur und dem Gesichtsfeld der Nachwelt entzogen. Meinten die Nazis. Meinen viele heute.

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